Pat Cortinas "Torhüterproblem"
Viel Kritik musste Bundestrainer Pat Cortina einstecken, als er nach dem Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bekannt gab, vom neuen Meister aus Ingolstadt keinen Spieler mehr für die Weltmeisterschaft nominieren zu wollen. Dabei stand bei vielen Eishockey-Fans unter anderem Goalie Timo Pielmeier auf dem Zettel. Cortina jedoch entschied sich für Rob Zepp. Dies kann ihm jetzt zum Verhängnis werden.
Die Ingolstädter Akteure hätten eine gute Saison gespielt, jedoch sei man skeptisch, das sie zur WM noch eine Schippe drauf legen könnten, gab Nationaltrainer Pat Cortina nach dem Finale bekannt. So fuhr unter anderem das Torhüter-Trio Rob Zepp, Danny aus den Birken und Philip Grubauer nach Minsk. Sicherlich, Deutschland ist nicht als Eishockeynation bekannt. Das war schon früher so, das ist heute noch der Fall und sie werden sich auch in den nächsten Jahre eher nach unten orientieren müssen. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da wir seit der WM 2010 auch gesehen haben, dass die deutschen Eishockey-Akteure auch in der Lage sind, eine Überraschung zu schaffen, sofern sie sich auf ihre Stärken besinnen. Die Kommentatoren Sebastian Schwele und Rick Goldmann haben es während der WM ins Minsk in ihren Fernsehübertragungen angesprochen: Die Chancenverwertung ist das Manko der deutschen Mannschaft. Stürmer Kai Hospelt hat nach dem Spiel gegen Russland feststellen müssen, dass ohne ein Tor zu erzielen nur schwer gewonnen werden kann. Also muss eine solide und konzentrierte Defensiv-Arbeit die oberste Devise sein. Dafür wird ein Torwart benötigt, der Ruhe ins Spiel bringt. Zeigt dieser Schwächen, so wirkt sich das auch auf seine Vorderleute aus. Doch warum erkennt das der Bundestrainer nicht? Rob Zepp ist sicherlich kein schlechter Torwart und hat schon häufig gezeigt, dass er neben Dennis Endras zu den Top-Goalies Deutschlands gehört. Allein schon fünf Meistertitel in der DEL sprechen für sich. Klar ist aber auch, das das 32-Jährige nicht die beste Saison absolviert hat. Natürlich war nicht nur seine Spielzeit, sondern auch die der Eisbären Berlin geprägt von Verletzungen und viele kreiden ihm noch die verpasste Olympia-Qualifikation aus dem vergangenen Jahr an, doch dass Zepp bei einer Absage von Endras mit in den WM-Kader gehört sollte eigentlich keinen Grund zur Diskussion geben. Zepp bringt die nötige Erfahrung mit und hat die Vorbereitung zum Großteil absolviert. Das fehlende Zeichen vom Trainer Doch warum Cortina nach der 0:4-Pleite gegen Finnland auch gegen die Schweiz (2:3-Niederlage) auf Zepp vertraute, erschloss sich wohl kaum jemanden. Dennoch wurde die Niederlage abgehakt und mangelnder Chancen-Verwertung gesprochen. Schließlich hatte Alex Barta kurz vor Schluß noch den Ausgleich auf dem Schläger. Für die richtungsweisende Partie gegen Gastgeber Weißrussland dann die Überraschung: Wieder vertraute Cortina im Tor auf Zepp. Warum? Zwei Niederlagen in Folge, sieben Gegentore und eine Fangqoute unter 90 Prozent sind sicherlich nicht die besten Voraussetzungen für die Partie gegen die Weißrussen mit 15.000 Fans im Rücken.
Die 2:1-Führung zur Pause war beruhigend, das Gegentor in Unterzahl clever und schnell gespielt - passiert eben. Die Weißrussen, die nach dem 2:0 ihre Auszeit nahmen, wechselten zu Beginn des zweiten Drittels den Torwart. Kevin Lalande erhält die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Und plötzlich spielt Weißrussland mit, verteidigt gut und wenn ein Schuß durchgeht, ist Lalande zur Stelle. Er strahlt Ruhe aus. Immer mehr geriet die deutsche Defensive in Bedrängnis und die Fehler häufen sich. Fehler, die die Gastgeber eiskalt bestraften, am Ende mit 5:2 gewannen. Rob Zepp durfte oder musste, wie man es nimmt, die vollen 60 Minuten durchspielen. Während Weißrusslands Coach Glen Hanlon mit dem Torhüterwechsel alles richtig machte und dadurch auch ein Zeichen an die Mannschaft gab, musste der deutsche Anhang zusehen, wie Trainer Cortina Zepp förmlich seinem Schicksal überließ. Ob ein Torhüterwechsel die Niederlage verhindert hätte, und zu welchem Zeitpunkt man den Wechsel hätte durchführen sollen, steht auf einem anderen Papier. Fakt ist jedoch, dass das gestrige Spiel gegen Russland erneut gezeigt hat, dass das DEB-Team durchaus über weite Strecken mithalten kann, wenn es in der Defensive stimmt. Auch wenn die gute Leistung der Nationalmannschaft nicht belohnt wurde und gerade der Führungstreffer der Russen sehr umstritten war, so kann durchaus gesagt werden, dass mit so einer Leistung nicht nur gegen Weißrussland, sondern auch gegen die Schweiz sicherlich mehr drin gewesen wäre. Vielleicht hätte man auch gegen Kasachstan keinen Punkt verloren. Natürlich sind das alles Spekulationen und jedes Spiel verläuft unterschiedlich, doch darf durchaus die Frage gestellt werdeb, ob Cortina sich auf der Torhüterposition nicht sogar verzockt - und zu sehr auf den Routinier Zepp gebaut hat.
Was kann für die Zukunft mitgenommen werden? Deutschland ist nicht abgestiegen und spielt auch nächstes Jahr “erstklassig”. Die jungen Wilden wie Leon Draisaitl, Tobias Rieder, Marcel Nöbels und Co. haben über weite Strecken eine gute Leistung gezeigt und mit Grubauer steht wieder ein junger deutscher Goalie in den Startlöchern, der sich sicherlich auf kurz oder lang in der NHL durchsetzen kann.









